Auf's Heutal "müssen" wir mindestens einmal im Jahr. Obwohl die ersten Besuche - sagen wir mal - eher negativ besetzt waren...
Beim ersten Mal wollten wir (damals noch kinderlos, muss so 1998 gewesen sein) hoch hinaus und vom Heutal aus gleich noch das Sonntaghorn erklimmen (beide völlig untrainiert, aber das tut jetzt nix zur Sache...).
Also sind wir morgens um 5 h gestartet und erstmal so weit wie möglich geradelt (Auto hatten wir damals keins). Leider war das nicht so weit, wie wir gehofft hatten, denn ein Unwetter ein paar Tage vorher hatte eine Brücke, die zu passieren gewesen wäre, weggerissen. Also, Fahrräder deutlich früher abgestellt, den Bach zu Fuß überquert und dann erstmal ein paar Stunden gegangen, bis wir überhaupt am Berg waren. Dann eine wunderschöne Wanderung hinauf zum Heutal, die Wasservorräte waren schon etwas knapp, doch das erste Wirtshaus oben sollte unser sein.... - so dachten wir...
Erstes Gasthaus: Ruhetag, zweites Gasthaus: wegen Renovierung geschlossen, drittes Gasthaus: Betriebsurlaub.... Das konnte echt nicht wahr sein! Aber aufgeben? Nöööö, wir doch nicht!
Frisch voran, ohne Wasser, am Südhang in der Mittagshitze nach oben... Hatte ich schon erwähnt, dass wir völlig untrainiert waren? Oben waren wir erstmal platt. Den selben Weg zurück wollten wir nicht, der auf der anderen Seite des Berges sollte angeblich kürzer sein....
Dazu musste ich erstmal auf allen vieren einen Bergkamm überqueren (habe ich schon mal erwähnt, dass ich's nicht so mit der Höhe habe?).
Dann hieß es beherzt eine Geröll-Scharte hinunterlaufen, wobei ich ein paar mal stürzte und infolgedessen mit bluten Knien und Schienbeinen unten ankam. War in dem Moment nicht mehr sooo gut auf mein Schätzelein zu sprechen, der diese Route schließlich vorgeschlagen hatte (ist immer besser, wenn ein anderer Schuld hat, gell?). Doch wenigstens gab's unten einen Bach mit frischem Gebirgswasser, wo wir unseren Durst stillen und unsere Trinkflaschen füllen konnten.
Am ersten Gasthof, den wir sahen, gab's die beste Pasta meines Lebens.... Vielleicht hatten wir abends um 19 h auch einfach nur Hunger...
Zweiter Versuch. Diesmal waren wir ein Jahr älter und WESENTLICH klüger. Ich außerdem noch hochschwanger. Na gut, im 7 Monat, sah aber aus als's würde es gleich losgehen. Doch hoch zum Heutal (auf einer anderen Strecke) fand ich durchaus machbar.
Hoch kam ich auch ganz wunderbar und wir genossen den tollen Tag in vollen Zügen. Oben meinte ich dann, meine erhitzten Beine in einem Bach abkühlen zu müssen. Als ich mir anschließend wieder die Schuhe binden wollte: Zack, Hexenschuss! Ich kam nicht mehr hoch... bzw. erst nach laaaanger Zeit und ganz gerade wurde ich auch nicht. Das wurde ein recht beschwerlicher Weg nach unten, bei dem ich mir dauernd vorstellte, wie ich es wohl auf mein Mountainbike schaffen sollte. Ging aber, man wächst an seinen Aufgaben.... Die Wanderer, die uns entgegenkamen schüttelten über mich (die ich hinkend auf meinen Mann gestützt - hochschwanger - nach unten humpelte) nur den Kopf...
Ungefähr 3 - 4 Jahre später (wir waren mittlerweile stolze Eltern von zwei Jungs und - Ihr ahnt es - NOCH KLÜGER) meinten wir, nochmal das Heutal besuchen zu müssen. Diesmal hatte Schätzelein die GRANDIOSE Idee, das Auto bei der Winklmoos-Alm abzustellen und mit unseren Rädern (ganz normale Tourenräder mit Kindersitz UND Kind hintendrauf) zum Heutal zu radeln.
Ohne Frage, eine schöne Strecke.... Hin, war auch noch ganz o.k., zurück hätte ich ihn wieder schütteln können, meinen Liebsten....
Habt ihr schonmal ein Rad mit schlafendem Kind hintendrauf kilometerweit den Berg hochgeschoben? Also, keine Teerstrecke oder so.... Neeee! Uns kamen nur Mountainbiker entgegen... kopfschüttelnd mal wieder... ("Ist das nicht die Schwangere von vor ein paar Jahren?... " *lach*)
Fragt mich nicht, wie ich am Auto ankam....
Dann trauten wir uns erstmal nicht mehr. Für uns hatte das Heutal irgendwie ein schlechtes Karma... (kann ein Ort ein übles Karma haben? *gg*)
Irgendwann wollten wir's dann nochmal wissen und wanderten mit den Kindern den regulären Weg: alles wunderbar, der Bann war gebrochen!
Und wie gesagt, seither einmal jährlich, ist einfach eine traumhafte Strecke.
Diesmal (wie auch im letzten Jahr) waren wir ohne unsere Jungs unterwegs. Schätzelein nimmt dann die anspruchsvolle Mountainbikestrecke über die Winklmoos-Alm, während ich den gemütlicheren Nähtanten-Weg zu Fuß wähle...
Am besten parkt man am Holzknechtmuseum in Ruhpolding. Wenn man die Fahrräder dabei hat verkürzt sich die Strecke von 6 km zum Berg zeitlich natürlich erheblich. Immer schön dem Weg Richtung "Staubfall" nach oben folgen.
Holzknechtmuseum Ruhpolding |
Ab dieser Brücke geht's dann nur zu Fuß weiter. |
Nach kurzer Zeit ist man auf österreichischem Hoheitsgebiet. |
Da ist er, der Staubfall. Wirklich sehr beeindruckend. Und die Strecke führt hinter im hindurch. |
Insgesamt kamen 8 Absprerrungen. Der Weg stand stellenweise unter Wasser. Es schien, als seien dort ein paar Tage zuvor zwei kleinere Schneelawinen heruntergekommen.
Außerdem hatte es ein paar Sicherungspfähle zum Tal hin weggerissen. Immer schön am Fels entlang war's aber kein Problem.
Prost! Fußlahme oder Gehfaule können übrigens auch von der anderen Seite aus mit dem Auto hochfahren. |
Kurze Zeit später kam er wieder an und setzte sich in die Salatsoße... |
Den Weg zurück gingen wir dann zusammen.
Wie gesagt: Lasst Euch von meinen ersten Erzählungen nicht abschrecken. Ist wirklich eine schöne Wanderung, die auch mit Kindern gut machbar ist.
Ich wünsche euch noch einen schönen Mittwoch und verlinke mich hier:
- Mittwochs mag ich...
- Martinas Urlaubsbilder
- Katjas Reiseberichte
Liebe Grüße,
Marlies
Was für eine Geschichte - toll!!! Bestselerverdächtig. Und tolle Bilder, so schöne Natur!
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Lee
*hihi*
AntwortenLöschenWer ist schuld??
Kennen wir sowas nicht alle?
Du hast das wieder mal so schön erzählt, dass ich dich/euch förmlich vor mir gesehen habe. Inklusive des jeweiligen Hochgenusses und anschließenden Würgereflexes.
Wie schön, dass ihr einen so schönen Tag hattet und zudem noch einen Schmetterling vor dem Selbstmord retten konntet.
Ich habe mich vor Jahren mal in der Wutachschlucht im Schwarzwald verlaufen (ohne Handy, Navi, Karte und Co), ein Erlebnis, ich sag's dir.
Vergisst man nie, solche Erfahrungen. ;-)
Wundert mich allerdings auch nicht, dass ihr es wieder ausprobiert habt, nach den ersten Misserfolgen.
Dann will man's irgendwann wissen, oder?
Vielen, vielen Dank für Mitnehmen - es war eine schöne Tour!
Liebste Grüße, verrücktes Huhn ♥
Sabine
Ooooh liebste Marlies *tränenwegwisch*,
AntwortenLöschenwas für Geschichten ... ich stelle mir gerade die anderen Wanderer/Mountainbiker vor "Ist das nicht die Schwangere von vor ein paar Jahren?... " *ichschmeißmichwech* ... *kopfkinoaus*
Umso tapferer finde ich, dass du nicht aufgegeben hast!!! Also ihr natürlich ....
Die Bilder sind wirklich klasse, tolle Gegend! Und das Belohnungsradler sieht ja auch ganz köstlich aus ... von der anderen Seite mit dem Auto hochfahren klingt aber für meine Ohren noch besser ... *giggel*
Auf jeden Fall bin ich froh, dass dir auf dem vielfach gesperrten Weg nichts zugestoßen ist ... bei den Anfangsstories wäre das wohl auch kein Wunder gewesen ... O_O
Danke für die Mitnahme auf die Wanderung - SO komme ich gerne mit auf den Berg!!!
Allerliebste Grüße und einen wunderschönen Mittwoch1
Helga
PS: Neben Lachtränen hat mir deine Geschichte mehrfach feuchte Hände beschert, ja, die Höhenangst ...
... und die Erinnerung an den nicht sehr hohen, aber schneebedeckten Gipfel des Bad Kohlgruber Hausbergs (den Namen weiß ich grad nicht mehr), auf den ich locker rauf- aber von dem ich fast nicht mehr runterkam ... O_O
Vergesst den Kilimandscharo! Vergesst den Mount Everest! Knöpft euch das Heutal vor! :-))
AntwortenLöschenSehr bewundernswert, dass ihr trotz der erlebten Gefahren von Verdurstung, Spontangeburt und Scheidung dieses Stückchen Erde nicht aufgegeben, sondern am Ende doch noch erobert habt. Mittlerweile scheint ja sogar ein Weg nach dir benannt worden zu sein. Der Nähtanten-Weg!? *lach*
Danke für diesen unterhaltsamen Ausflug in die Familiengeschichte. Eigentlich finde ich ja, das gehört verfilmt! Ja, das würde ich mir sehr gerne im Kino anschauen! ;-))
Allerliebste Grüße
Katharina :-)
Sehr amüsant und unterhaltsam! Solche Geschichten kenne ich auch, aber mit meinem Papa. Wo der uns überall hochgejagt hat...
AntwortenLöschenViele Grüße
Katja
Tolle Geschichte und so klasse erzählt...
AntwortenLöschenIhr habt dort so zauberhafte Flecken - so ganz anders als bei uns auf dem platten Land ;o)) (mecklenburgische Seenplatte)
LG Doris von wiesennaht
Marlies, wie lustig!
AntwortenLöschenIch kann die Kopfschüttelnden Wanderer und Radfahrer förmlich vor mir sehen und dann dich dazu...herrlich!
Neiiin, keine Schadenfreude, ich bin recht froh, das du jede Wanderung, mal mehr und mal weniger gut überstanden hast. Der Berg war nach so vielen Pannen einfsah nur gnädig mit euch...*lach*
Wunderschöne Bilder, die Natur ist so umwerfend. Dankeschön, es ist immer wieder schön, dir "zuzuhören". Hab deine Stimme dabei die ganze Zeit im Kopf gehabt. :-)
Liebste Grüße
Janin
Ach Marlies, danke, dass du jetzt mich mitgenommen hast auf eine Wanderung!
AntwortenLöschenUnd so unterhaltsam noch dazu!!!
Ihr seid aber wirklich wacker, dass ihr euch nicht geschlagen gegeben habt. :O)
Und ihr wurdet dafür ja auch reichlich belohnt!
Eine wunderschöne Gegend, in der du da wohnst!
Liebste Grüße
Ina
Das sieht wirklich sehr beeindruckend aus und ich bin mir sicher das Moritz seinen Spaß hätte, der Seebär ist für sowas eher nicht zu begeistern. Schade. Solche Erlebnisse hat wohl jeder mal. Meine Patentante ist im 8 Monat mit dem Rad gestürzt und hat sich das Handgelenk gebrochen, da bist du mit dem Bekopfgeschütteltwerden (was für ein Wort) also in guter Gesellschaft und auch solche Radtouren haben wir schon gemacht. Aber so lernt man und irgendwann ist man wirklich so klug wie man sein muss :D
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Rebecca
hallo Marlies,
AntwortenLöschenich hab Deinen Blog ja erst vor kurzer Zeit entdeckt,
ich habe Deine Geschichte mit Genuß und einem fortwährendem Lächeln im Gesicht gelesen. So toll geschrieben!!
Und wunderschöne Fotos.
liebe Grüße
Gerti
Oh man, Marlies!
AntwortenLöschenIch muss mir grad meine Lachtränen wegwischen...herrliche Geschichten, die du da mit uns teilst.
Vielen Dank dafür!
LG
Kati
Marlies, du Bergezwingerin! Wie gerne wäre ich mit dir gegangen!
AntwortenLöschenRespekt, was du dir so zutraust, du abenteuerlustige Heldin diverser Bergromane... dazu gibt es doch Bücher, oder? so etwas gehört doch niedergeschrieben und verfilmt!
Aber wie schön, dass ihres immer wieder neu gewagt hast. Bergkarma reinigende Wanderungen... interessante Herangehensweise ;-)))
Danke für die wundervollen Bilder, welche meine Wanderlust spontan angefacht haben.
Herzlichste Knuddelgrüße
Martina
Schneckelsche, da staun ich aber, was eine Prinzessin so alles leistet.... schön zu lesen, schön wieder mal durch deine Augen die Welt zu bereisen.... bitte mehr davon.... Danke.... ;-*
AntwortenLöschenfröhliche Grüße
Ines